Zweierlei Geduldsspiel

Hallo und gesundes Neues aus Uruapan, der Welthauptstadt der Avokado (= „aguacate“)!

Nachdem enttaeuschenderweise in Morelia um 24 Uhr bzw. schon vorher bis auf 2 Restaurants alles geschlossen war, haben wir uns am 1.1. auf den Weg nach Uruapan gemacht. Silvester wird sowieso ueberbewertet, finden wir. Ein Taxifahrer verrriet uns bei der Abreise, dass die immerhin 600.000-Einwohner-Stadt wahrscheinlich aus Sicherheitsgruenden so ausgestorben war.

Vor ca. einem Jahr gab es in Morelia im Zentrum einen Vorfall, bei dem irgendjemand eine Granate in die Menschenmenge warf. Es gab Tote, danach (wie schon in Creel in Chihuahua, wer sich an den Beitrag auf meinem alten Blog erinnert) grosse Unsicherheit und natuerlich wurde niemand gefasst. Vielleicht wurde auch gar nicht gesucht.

Jedenfalls ist Michoacan aber ein recht angenehmer Staat. Zentral gelegen, viele Vulkane (die meisten auch aktiv), warm, obwohl mit steigender Hoehe natuerlich kuehler, bis hin zu „sehr sehr kalt“(also 20 Grad Celsius…) ;-)

Heute haben wir uns auf den Weg zu den Cascadas de Tzraracua gemacht. Mexiko ist dahingehend ein echtes Geduldsspiel. Es fahren zwar viele Busse, zum Niedrigpreis, auch in das entlegendste Kaff – aber wann, das ist die Frage. Eine Frage der Ausdauer. Nach und nach naehern sich dann mehr und mehr Einheimische, die einem die einzig wahre Haltestelle zeigen wollen und natuerlich gaaanz sicher sind, dass der Bus dort und nur dort abfaehrt. Merke: entferne dich nie von dem Punkt, den Señor Lonely Planet empfiehlt. Du wirst mindestens genauso lange warten und dann zwei Blocks weiterrennen muessen, weil der Busfahrer winkt und rumfuchtelt, dass er erst DA VORN wieder haelt…

Jedenfalls haben sich das Warten und die Reise mit dem fragwuerdigen Laerm produzierenden Bus gelohnt. Der Wasserfall war sehenswert und das Gebiet drumherum sogar ziemlich gepflegt. Viele der (gluecklichen, da nicht auf oeffentliche Transportmittel angewiesenen) Autofahrer kommen aus Kalifornien, Colorado, Illinois… „Paisanos“ sagt Mogli (= „Landsleute“), d.h. Mexikaner, die in die USA ausgewandert sind und jetzt hier Urlaub machen.

Michoacan ist uebrigens einer der Staaten, aus dem am meisten Mexikaner in die USA auswandern… Warum sonst sollte jemand eine Reise nach Tijuana aus dem winzigsten Dorf hier nahe Morelia machen wollen?… Man sieht immer mal Schilder mit solchen Angeboten fuer ca. 2000 Pesos, also 100 €.

Naja, wir haben heute frueh nochmal das Hotel gewechselt. Das gestern aufgesuchte Hotel de Oseguera war dann doch kaum ertraeglich aufgrund der sich auf mysterioese Weise bildenden Pfuetzen im Bad und den schon fast Beine habenden Bettdecken, auch wenn es uns nur 1.000 Pesos, also 5 € pro Nacht kostete… Nach etwas laengerer Suche haben wir dann was schickes gefunden, direkt neben dem Nationalpark der Stadt (200.000 Einwohner). Den werden wir dann uebermorgen besichtigen, nachdem heute nur noch wenig Tageslicht bleibt.

Die frischen Socken neigen sich dem Ende – es heisst, die letzten Tage noch so richtig auszuschoepfen und dann wieder gen D.F zu fahren. Dort haben wir im Haus der Oma und Tanten alle Sachen gelassen, die wir hier nicht brauchen. Und gluecklicherweise befindet sich der Flughafen auch in der Naehe (also 1h (-: ) von besagtem Haus.

Mogli ist grad ganz stolz: er hat sein Geduldsspiel mit komisch verknoteten Draehten auseinandergewurstelt und spaetestens seit jetzt eine neue Passion neben der Papiroflexia (Origami). (Mogli ist hier der Einzige von uns beiden, der nach der Odyssee heute noch Geduld uebrig hat :-P) Also werden wir uns jetzt mal auf den Weg machen und ihm ein Eis kaufen. Eislaeden gibts hier naemlich genauso viel wie aguacates :-)

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