In Thailand mit Denguefieber infiziert – ein Erfahrungsbericht

Urlaub soll die Zeit des Entspannens sein – Chillen, Erholen, Kräfte sammeln – Thailand ist dazu super geeignet. Manchmal aber macht einem da eine Krankheit einen dicken Strich durch die Rechnung. In Thailand kann das beispielsweise das Denguefieber sein. Klingt unangenehm! Ist es auch, wie Matthias Winkelmann aus eigener Erfahrung erzählen kann.

Sein Bericht dazu:


Nach meinem ersten Trip nach Thailand vor einigen Jahren wollte ich unbedingt wieder dahin. Das Klima, das Meer, die Kultur, das Essen und die freundlichen Menschen. Meine Freundin kannte das Land noch nicht und im Internet hatte sie einige Horrorgeschichten gelesen – über giftige Schlangen und Spinnen sowie fiese Krankheiten. Am Ende fand sie es jedoch dort genauso atemberaubend schön wie ich. Ich entsinne mich aber noch, dass bei ihren anfänglichen Bedenken auch das Denguefieber Erwähnung fand. Ich sagte zu ihr, „Keine Sorge, Thailand ist safe, Du wirst so was nicht bekommen.“ Damit sollte ich Recht behalten – denn ich habe es bekommen.

Was ist das Denguefieber und wie bekommt man es?

Das Denguefieber ist zunächst mal eine nicht-vergnügungssteuerpflichtige Virus-Infektion. Im Normalfall wird sie von Mücken übertragen, am häufigsten liest man hierbei von der Tigermücke, einem auffällig schwarz-weiß gemusterten kleinen Biest. Von Mensch zu Mensch kann die Krankheit nicht übertragen werden.

Wie merkt man, dass man es hat?

Erst einmal gar nicht. Die Inkubationszeit, also die Spanne zwischen Stich und dem Auftreten der Symptome, beträgt zwischen 3 und 14 Tagen. In meinem konkreten Fall bedeutet dass, dass ich mein ungewolltes Rendezvous mit der Mücke schon am ersten Tag meine Ankunft auf Phuket gehabt haben muss. Wir sind direkt weitergereist nach Koh Lanta und drei Tage ging es mir noch wunderbar, mit Baden, Moped fahren und Sport machen. Am dritten Tag wachte ich mit Kopfschmerzen auf und konnte mir zunächst nicht erklären, wo die herkamen. Außerdem hatte ich Muskelschmerzen an Hals, Schulter und Rücken. Muskelschmerzen sind ein weitverbreitetes Symptom beim Denguefieber. Mit einer Kopfschmerztablette und eine Rückenmassage versuchte ich, der Krankheit noch nicht bewusst, dem Ganzen entgegenzuwirken und kam so gut über den Tag. Am Abend wurde mir flau im Magen und ich hatte das Gefühl, krank zu werden. Dann kam der beim Denguefieber übliche Moment, in dem es einen umhaut. Als ich versuchte zu schlafen, bekam ich heftigen Schüttelfrost. Nachdem ich trotzdem einschlafen konnte, wachte ich nach ein oder zwei Stunden auf, nun mit ziemlich ordentlichem Fieber (über 39 Grad).

Was macht man, wenn man es hat?

Schüttelfrost, Fieber und ein Gefühl wie bei einer heftigen Grippe – hundeelend. Da außerdem mein Herz wie wild pochte, entschlossen wir uns, den Notarzt zu rufen, nachts um 1 Uhr. Glücklicherweise fand meine Freundin auf der Straße vor der Unterkunft zwei Frauen, die den Notdienst riefen, ich selbst konnte mich kaum noch bewegen, so dreckig ging es mir. Auf Koh Lanta gibt es ein gutes Krankenhaus und so kam jemand von dort und holte uns ab. Ich schleppte mich in die Notaufnahme und beschrieb meine Symptome, die Ärztin sprach gut Englisch. Sie hängte mich sofort an einen Tropf, Kochsalzlösung, und nahm eine Blutprobe. Die deutete darauf hin, dass es Denguefieber sein könnte (endgültige Gewissheit gibt das Blutbild erst im weiteren Krankheitsverlauf), was die Ärztin gleich vermutet hatte. Dass man in dem Krankenhaus Ahnung hatte, zeigte sich auch darin, dass sie noch den sogenannten Tourniquet-Test anwandten. Dabei wird ein Blutdruck-Messgerät am Arm stark aufgepumpt und dann eine ganze Weile mit dem Druck am Arm gelassen – was nicht sehr angenehm ist. Bei einem Denguefieber zeigen sich im Anschluss am Arm zahlreiche kleine Punkte von Einblutungen. War bei mir so. Ab da war eigentlich klar, ok, Denguefieber. Mist!

Der Krankheitsverlauf:

Infusion wegen Denguefieber in Thailand

Ich musste über Nacht im Krankenhaus bleiben. Ich schleppte mich zwei Etagen nach oben und fürchtete ein kleines stickiges Zimmer mit einigen weiteren schnarchenden Kranken – es war ja spät in der Nacht. Aber ich hatte Glück. Wir bekamen ein kleines Zimmer mit AC und einem Doppelbett, fast wie ein einfaches Zimmer einer Unterkunft. Ich blieb am Tropf, bekam Schmerzmittel und Fieberhemmer – schon in der Nacht besserte sich mein Befinden etwas, auch wenn ich mich weiter sehr schwach fühlte.

Aller paar Stunden kamen Krankenpfleger, um Blutdruck und Fieber zu messen. Alle waren, wie allgemein üblich in Thailand, unfassbar freundlich. Bei mir manifestierte sich ein sogenannter klassischer Verlauf. Plötzliches heftiges Fieber und danach relativ zeitnah Besserung. Bei vielen kommt das Fieber nach einigen Tagen noch einmal wieder, bei mir war das nicht so. Was aber noch kam, war der ebenfalls übliche Ausschlag, aber dazu später mehr.

Beim Krankheitsverlauf ist zunächst wichtig, zu wissen, dass im Blut die Zahl der Blutplättchen (Thrombozyten – wichtig für die Blutgerinnung) sinkt. Das geschah auch bei mir, so massiv, dass am Tag nach meiner Einlieferung ein Weitertransport in ein größeres Krankenhaus erwogen wurde. Es drohte ein sogenannter Dengue-Schock. Ich bat mein Blut an dem Tag inständig, sich doch bitte zu bessern. Am zweiten Tag im Krankenhaus kam die Erlösung, die Blutplättchen-Zahl in meinem Blut stieg wieder. Ich durfte das Krankenhaus verlassen. Am Tag danach musste ich noch mal zum Nachtest, erneut mehr Thrombozyten im Blut, alles in Ordnung. Richtig heftig kann es werden, wenn man keinen klassischen Verlauf hat. Dann droht ein Hämorrhagisches Denguefieber bzw. das Dengue-Schock-Syndrom. Die Zahl der Blutblättchen sinkt massiv. Es kann Blutungen an der Haut, der Nase, am Zahnfleisch, im Stuhl und – noch viel schlimmer – innere Blutungen geben. Dieser Krankheitsverlauf ist – vor allem bei Kindern – potenziell tödlich.

Kann man weiterreisen danach?

Einen Tag nach der Krankenhausentlassung sind wir auf die nächste Insel (Koh Jum – sehr zu empfehlen für Ruhe) weitergereist. Einen Tag später bekam ich Ausschlag, was normal ist bei der Erkrankung. Eine sehr unangenehme Sache, denn das juckt ziemlich. Und es dauert ewig, bis die letzten Spuren davon verschwunden sind, mehrere Wochen. Auch dagegen habe ich Medikamente bekommen, die das Ganze wohl noch ein bisschen gebremst haben.

Wie kann man sich schützen?

Eine Impfung gibt es leider nicht. Das heißt, es bleibt nur, sich gut vor Mückenstichen zu schützen – mit den entsprechenden Sprays und Mückennetzen. Das gilt übrigens nicht nur abends und nachts, sondern die ganze Zeit. Die Tigermücken sind auch tagaktiv.

Was muss man im Nachgang beachten?

Ich habe bei meiner Behandlung einiges zum Denguefieber gelesen und bin dabei vor allem immer wieder an einem Fakt hängen geblieben: Man ist nach einer Erkrankung eventuell kurzzeitig immun, aber nicht auf Dauer. Man kann es also erneut bekommen. UND: Bei einer zweiten oder dritten Erkrankung steigt die Wahrscheinlichkeit eines schweren Verlaufs, siehe Dengue-Schock. Mit Blick auf die Verbreitung des Denguefiebers auf der Welt (siehe unten), quasi überall in den Tropen und Subtropen, fragte ich mich also, ob ich künftig noch in Länder wie Thailand reisen könnte. Dazu wendete ich mich an das Tropeninstitut in Leipzig, dort schrieb man mir Folgendes:

Sie müssen im Nachgang keine weiteren Meldungen initiieren. Nur in Deutschland diagnostizierte Fälle werden über die Labore gemeldet. Eine Nachsorge oder Verlaufskontrolle ist nicht notwendig, wenn Sie sich jetzt wieder gesund fühlen. Der Hausarzt sollte einmalig eine Kontrolle der Leber und Nierenwerte machen. Er kann Ihnen dann auch eventuelle Kontrolle anbieten. Eine Vorstellung bei uns ist nicht notwendig. Eine Infektion mit einem 2. Dengue-Stamm ist mit einem höheren Risiko eines schweren Verlaufes verbunden.

Alle Studien die diesen Zusammenhang beobachtet haben bezogen sich jedoch auf Kinder, die ohnehin ein höheres Risiko für Komplikationen haben. Bei Erwachsen sich bisher keine solchen Zusammenhänge beobachtet worden. Es ist also keine klare Empfehlung gegen weitere Reisen vorhanden. Eine erhöhter Schutz gegen eine 2. Infektion ist jedoch angeraten und bei erneuten Symptomen einer Infektion eine frühzeitige ärztliche Mitbetreuung zu empfehlen.

Macht eine Auslandskrankenversicherung Sinn?

In meinem Fall definitiv ja. Ich weiß es nicht genau, aber meine Behandlung dürfte mehrere hundert Euro gekostet haben. Der zwischenzeitlich erwogene Krankentransport hätte samt Behandlung mit bis zu 1.000 Euro (30.000-40.000 Baht) zu Buche geschlagen, was ich weiß, weil zu dem Zeitpunkt noch keine Rückmeldung meiner Krankenkasse vorlag und es hieß,
ich müsse das ggf. selbst vorschießen. Ich reise nie mehr ohne Auslandskrankenversicherung irgendwohin. Ich habe sie vor zwei Jahren abgeschlossen und bin nach einem kleinen Notaufnahmebesuch in Albanien (Tritt in einen Seeigel) und der Nummer in Thailand schon fast so eine Art Stammkunde. Das alles für einen überschaubaren jährlichen Preis.

Weiterführende Links:

Denguefieber bei Wikipedia

Infos über Denguefieber in der Apothekenumschau

Informationen des Tropeninstituts über Denguefieber

Weltkarten zur Verbreitung und Risikogebiete des Denguefiebers

Hier erfährst du mehr zum Thema Mückenschutz auf Reisen (meine persönlichen Tipps und Erfahrungen)

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2 Gedanken zu „In Thailand mit Denguefieber infiziert – ein Erfahrungsbericht“

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